Ungarischer Abend
[audio:http://www.horsebreeding-partnership.eu/wp-content/files/hymne_hungary.mp3|titles=Nationalhymne Ungarn]Nationalhymne Ungarn
Ungarischer Abend im Haupt- und Landgestüt Marbach
Ein deutsch-ungarisches Pferdefest erlebten die Besucher der Hengstparaden 2009 im Haupt- und Landgestüt Marbach (Deutschland). 25 Pferde und 50 zweibeinige Akteure aus Ungarn bereicherten das vielfältige Marbacher Programm mit rasanten und stimmungsvollen Schaubildern. Mit dabei war das traditionsreiche Staatsgestüt Bábolna, das Ursprungsgestüt der Shagya-Araber. Die edlen Pferde waren in einer Springquadrille und im berittenen Fanfarenzug zu sehen, der zu den Hauptattraktionen Bábolnas gehört.
Artistisch waren die Darbietungen der Steppenreiter, begleitet von einem Trommelorchester demonstrierten sie die ungarische Tradition der berittenen Bogenschützen. Ein weiteres Schaubild gab einen Einblick in die Reitkünste der Puszta, zu denen auch die ungarische Post gehört.
Am Vorabend der Hengstparade, wurde in der „Kleinen Reithalle“ ein ungarischer Abend veranstaltet. Neben musikalischen und tänzerischen Einlagen wurde das Publikum von Referaten über die Pferdezucht in Ungarn informiert. Mehrere Schüler der Beruflichen Schule Münsingen verfolgten die Ausführungen mit Interesse, stellen sie doch eine ideale Ergänzung zum LEONARDO-Projekt dar.
Dr. Walter Hecker vom Shagya-Zuchtverband in Ungarn befasst sich mit der Araberzucht in Ungarn. Dabei ging er zunächst auf die Herkunft der Pferde aus der Turanischen Tiefebene ein und stellte den späteren Einfluss der türkischen Pferde, aber auch von Arabern aus dem Orient, dar. Wie überall, war die Pferdezucht in Ungarn in starkem Maße davon abhängig, welche Herrschaftsverhältnisse jeweils bestanden und von welchen Ländern demzufolge Pferde bevorzugt in der Zucht Verwendung fanden.
Aus dem Jahr 1727 stammt eine Abbildung, die das authentische Bild eines ungarischen Pferdes darstellt. Ab 1784 gab es eine eigene „Stuterei“ in Ungarn und somit eine eigene ungarische Pferdezucht. Die Selektion erfolgte nicht nur aufgrund von Exterieurmerkmalen sondern aufgrund erwiesener Vorfahren-, Eigen- und Nachkommenleistung. Im 18. Jahrhundert war die Zeit, in der zahlreiche Gestüte gegründet wurden u.a. das Gestüt Babolna im Jahr 1789.
Durch den Ankauf von Shagyaarabern wurden die Pferde in der Mittelhand kürzer als die des turkmenischen Typs. Es bildete sich der Typ des leichten Husaren- bzw. Juckerpferdes heraus. Später wurden die Shagyaaraber als Halbblutaraber bezeichnet, weil sie gegenüber dem Vollblutaraber großrahmiger und etwas kräftiger im Erscheinungsbild sind. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war auch in Ungarn ein starker Einbruch in der Pferdezucht zu registrieren. Seit 1990 wurde die Population der Shagyaaraber wieder aufgebaut.
Prof. Imre Bodo sprach über „Pferdezucht und Pferdesport in Ungarn und ihre Bedeutung für die ungarische Wirtschaft“. Dabei gab er zunächst die Begründung, weshalb es nach wie vor wichtig ist, „alte“ Pferderassen zu erhalten: Zum einen sind sie ein kulturelles Erbe, das wir von unseren Vorfahren übernommen haben, zum anderen stellen sie eine unverzichtbare Genreserve dar. Anhand zahlreicher Abbildungen stellte der Referent bedeutende Vertreter aus der ungarischen Pferdezucht vor. Ergänzt wurden diese durch Darstellungen sportlicher Erfolge ungarischer Pferdesportler, vor allem im Fahrsport. Dabei stellte er Beispiele ausgezeichneter Pferde im Typ des Jukkers heraus.
Prof. Bodo schloss mit der provokativen Aussage: „Wenn der Ölpreis weiter steigt und steigt, kommt das Pferd wieder in die Wirtschaft zurück.
Roland Dörr
Stand: 30. December 2010
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